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Das Kahlaer Bergrennen

Interviews mit Teilnehmern an der ehemaligen DDR Kult(ur)veranstaltung


Wie alles seinen Anfang nahm, Interview mit
Dieter Stellenberger, einem der damaligen Organisatoren
des Kahlaer Bergrennens

Mobirise

Dieter Stellenberger, Baujahr 1935, war Mitglied des 1958 als selbstständigen Club im ADMV gegründeten MC Carl Zeiss Jena und ehemals Leiter dessen Stützpunktes in Kahla.
Die sportliche Renngeschichte in Kahla begann mit Organisation zweier Geländefahrten 1963/1964 rund um die Leuchtenburg. Eines Tages dann war Dieter Stellenberger zur richtigen Zeit am richtigen Ort...

Herr Stellenberger, wann fand das erste Rennen statt?

1965 wurde das erste Kahlaer Bergrennen ausgerichtet. Bis 1979 fanden 14 Rennen statt, wobei in einem Jahr die Veranstaltung kurzfritig wegen schlechten Wetterbedingungen abgesagt werden musste.

Wer kam eigentlich auf die Idee, hier ein Bergrennen zu veranstalten?

Während einer Rennveranstaltung für Motorräder 1963 auf der Halle-Saale-Schleife (ehemalige Rennstrecke in Halle) entstand die Idee.
Damals gab es Serienrennen und Bergrennen für Motorräder schon ein paar Jahre. Ich kam dort mit einem Funktionär aus Berlin in Kontakt, der die Leuchtenburg kannte und meinte, dass dies eine schöne Berstrecke sei.
Damal aber gab es noch keine ganze Strecke bis nach Seitenroda, lediglich die Hälfte des Weges konnte problemlos mit Serienmotorrädern befahren werden. Der Rest war Ackerweg auf dem bisher nur Geländefahrten stattfanden. Deshalb kümmerte sich besagter Funktionär um die Fertigstellung der Straße bis Seitenroda. Kurz vor dem ersten Rennen war die Strecke dann fertig, allerdings wurde damals nur der sogenannte Braunkohleteer (heute alles durch Bitumen ersetzt) zur Straßen-befestigung benutzt. Dies sollte noch Probleme machen. Die Veranstaltung fand im Juni statt und es war sehr heiß. Kurz vor Rennbeginn am Sonntag hatten wir bei Seitenroda große Probleme. Der Teer schwamm. Alo mussten wir kurzfristig extra nach Schleiz fahren und dort Bindemittel holen. Das Rennen konnte zum Glück stattfinden.

Kahlaer Berg

 

Am Start waren MZ-Serienmotorräder von 125ccm, 250ccm, 350ccm und Jawa's.

Wir haben während der Veranstaltung 3500 Zuschauer gezählt. Der Eintritt kostete damal 3 Mark die Feuerwehr unterstützte uns mit ihren Einsatzkräften. Ein Sportfreund war Oberstleutnant bei  der Bereitschaftspolizei Rudolstadt. Er organisierte einen Trupp aus der Kaserne für die Absperrung.
Das Fahrerlager befand sich auf dem Grieß. Gestartet wurde am ersten Haus, wo es zur Leuchtenburg hochging. Das war da erste Kahlaer Bergrennen.

Wie ging es weiter?

Im kommenden Jahr wollten wir unser Fahrerlager gern unter der Leuchtenburg haben. Damals gab es allerdings den Parkplatz noch nicht. Also wurde nach Verhandlungen mit dem Besitzer und dem Rat des Kreises jede Menge Porzellanschutt hochgefahren und auf dem ehemaligen Feld gewalzt. So entstand der heutige Parkplatz unter der Leuchtenburg. Und wir hatten nun das Fahrerlager dort, was die Organisation und Koordination um ein Vielfaches erleichterte.

Nach den Motorrädern haben wir noch K-Wagen und Mopeds ab 50ccm und Rennmaschinen von 125 bis 250ccm zugelassen. Später fuhren auch verbesserte Tourenwagen, Wartburgs, Trabant und RS 1000 mit. Es gab im Schnitt 150 Teilnehmer. Das Rennen wurde unterstützt vom Kahlaer Porzellanwerk, der Firma Krug (Gärtnerei), dem Motorsportclub Carl Zeiss aus Jena und weiteren Sponsoren. Ich war damals Fuhrparkleiter des Motorsportclubs am Kahlaer Stützpunkt. Hier gab es etwa 100 Mitglieder, davon waren allerdings lediglich 30 wirklich aktiv.

Später wurde die Strecke extra für das Rennen nochmal mit Bitumen bebaut. Leider war kurz danach Schluss. 

Welchen Aufwand bedeutete die Vorbereitung eines solchen Rennens?

Wenn das Bergrennen anstand, brauchten wir eine Woche lang Leute, die vom Porzellanwerk freigestellt werden mussten. Elektriker, Klempner und so weiter. Hänger, Zugmaschine und andere Gerätschaften wurden uns ebenfalls vom Porzellanwerk zur Verfügung gestellt. Zum Glück war ich zum damaligen Zeitpunkt als Fahrer des Generaldirektors tätig, sonst hätten wir diese ganzen Möglichkeiten nie gehabt. Auch mussten zum Beispiel Absprachen mit der LPG getroffen werden, damit nicht gerade in der Zeit gemäht wurde. Neben den Genehmigungen, die vorliegen mussten, galt es ach für die Rennzeit die Straße ordnungsgemäß abzusperren und zu sichern. 
Was die Organisation der Verpflegung betraf, verlief dies nicht immer problemlos. HO und Konsum lagen sich meist in den Haaren. Man wollte ja jedem irgendwie gerecht werden. Das Tanken war auch nicht so einfach, da am Renntag die Tankstelle normal nicht geöffnet hatte. Hier schaffte ein Pfefferminzlikör für den Tankwart Abhilfe. (Text: Claudia Pauli)

Rasende Ostlegenden im Interview


Ein kurzer Blick auf eine lange Renngeschichte  
Roland Prüfer (Greiz), einer der  Sieger
des ehemaligen Kahlaer Bergrennens

Der am 28.01. 1944 geborene Greizer schnupperte schon frühzeitig Rennsportluft.
Die Eltern, selbst begeisterte Motorradfahrer, nahmen seinen älteren Bruder und ihn von klein auf zu den verschiedenen Veranstaltungen mit und so wuchs in beiden Jungs die Leidenschaft zum zweirädrigen mobilen Sport. 

Bereits mit 15 Jahren bestritt Roland mit einer 50 cm3 Maschine sein erstes Rennen. Unter anderem war er damit auf Strecken in Plauen und Gera unterwegs. Mit 18 Jahren legte sich der begeisterte Zweiradfahrer seine erste 300er ES zu, mit der er stets den anderen gleichrangigen JAWA-Modellen davon fuhr. 

Beim Kahlaer Bergrennen ging er mit einer ETS 250 anfangs gleich in zwei Klassen an den Start und stand, manchmal zum Verdruss von Fahrerkollegen auch in beiden Kategorien auf dem Treppchen. Irgendwann durfte er dann auch den Wanderpokal mit nach Hause nehmen. Schöne Erinnerungen gibt es sicher viele, an das Bergrennen in Kahla waren es aber vor allen Dingen die schönen Preise. 

Mobirise

Roland Prüfer hat daneben noch eine, nämlich eine unfreiwillige Ausfahrt ins Gras, während eines Trainingslaufes. Wer weiß, was aus dem ehemaligen Direktor des Interhotels Gera, im Zweiradsport noch alles hätte werden können, wenn da nicht... 
Ja, wenn da nicht eine kleine Unachtsamkeit der Mechaniker auf dem Sachsenring gewesen wäre. Nach dem schweren Unfall während eines Rennlaufes wollte Roland Prüfer zur Gänze mit dem Rennsport aufhören. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Er stieg auf vier Räder um und fuhr fortan in der Formel EASTER zum Erfolg, so auch beim Kahlaer Bergrennen. 

Die Leidenschaft für zwei Räder hat er sich allerdings bewahrt. (Text: Claudia Pauli)


Lebenskünstler auf zwei Rädern
 Max Sauerteig, der schnelle Sonneberger

Spät kam er zum Rennsport, 31 Jahre war Max, da hat mancher schon wieder aufgehört und trotzdem war er immer schnell dabei.

Manchmal auch zu schnell, was vielfach mit Knochenbrüchen und Schürfwunden endete. Doch selbst ein schwerer Unfall, der ihn fast das Leben und den Führerschein kostete, konnte den rasenden Sonneberger nicht davon abhalten, weiter seine Runden zu drehen.
In Kahla stand er oft auf dem Treppchen, nicht immer ganz oben aber immer weit vorn. 1966 bestritt er am Fuße der Leuchtenburg sein erstes Bergrennen und fuhr direkt hinter Klaus Bien und Roland Prüfer auf Platz 3. Während die Männer sich auf der Strecke in der Regel keine Sekunde gönnten, war im Fahrerlager meist eine super Stimmung.

Immer wieder traf man sich bei den verschiedensten Veranstaltungen in Plauen, Reichenbach oder auch Kahla und zum Teil wurden langjährige Freundschaften daraus.

Mobirise

Es gibt viele schöne Erinnerungen, doch wissen die tollkühnen Kerle auf ihren schnellen Zweirädern, dass der Tod immer mitfährt. Und so erinnert sich Max auch an das wohl schlimmste Ereignis bei einem Bergrennen in Kahla, nämlich an den Tod in der Zielkurve von seinem Rennkollegen Jürgen Haubold, mit dem er kurz vorher noch über die Rennzeiten sprach.  

Trotz dieses Unfalls war Kahla für den mittlerweile 80jährigen immer eine der Lieblingsstrecken gewesen 7 mal stand er auf dem Treppchen. 3 mal davon auf Platz 3, 3 mal Platz 2 und einmal Bergkönig, in dem Jahr fuhr auch Roland Prüfer in der Formel EASTER auf Platz eins in Kahla. (Text: Claudia Pauli)

Kontakt

Ansprechpartner Verein:
Klaus-Peter Herrmann
Jean Herrmann
Anja Oelsner-Schieferdecker

                                   

Dorfstrasse 41a
07646 Trockenborn-Wolfersdorf Mail: info(at)ostlegenden.de         Tel: 036428-40890
Fax: 036428-55113

    

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